Ob als schwarzer Kaffee morgens zum Wachwerden, als Latte Macchiato für die Pause zwischendurch oder als Espresso zum Abschluss eines köstlichen Abendessens: Kaffee ist heute nicht mehr aus dem Alltagsleben wegzudenken. Die einen schwören, dass Kaffee ihre Konzentration steigert, die anderen sind überzeugt, dass Kaffee bei ihnen Herzrasen auslöst und manche geben sogar freimütig zu, koffeinsüchtig zu sein. Die Wahrheit liegt wie üblich in der Mitte.
Der Kaffee ist Afrikaner
Ursprünglich kommt der Kaffee vermutlich aus dem heutigen Äthiopien, genauer gesagt aus der Region Kaffa, das zu jener Zeit noch ein unabhängiges Königreich war. Dort wurde das belebende Getränk aus den Früchten eines regionalen Baums bereits im 9. Jahrhundert erwähnt. Doch erst als der Kaffee im 14.Jahrhundert mit Sklavenhändlern nach Arabien kam, erlebte er seinen großen Durchbruch. Die Stadt Al-Mukha in Jemen – die auch Mokha genannt wird – gab dem schwarzen Heißgetränk hier seinen zweiten bekannten Namen.
Im 16. Jahrhundert breitete sich der Kaffee allmählich Richtung Europa aus: 1532 eröffnete das erste Kaffeehaus in Kairo, 1554 in Istanbul. Europäische Reisende berichteten im Westen vom neuen Trendgetränk im Nahen Osten und schon Mitte des 17.Jahrhunderts wurde in Venedig, London und Marseille Kaffee geschlürft.
An der häufig zitierten Legende, dass der Kaffee nach Europa kam, weil die Türken nach der erfolglosen Belagerung von Wien 1683 einige Säcke mit Kaffeebohnen vergessen hatten, ist jedoch nichts dran: Das erste Wiener Kaffeehaus eröffnete ganz unaufgeregt im Jahr 1685 am Haarmarkt. Deutschland schlürfte zu diesem Zeitpunkt bereits seit zehn Jahren Kaffee – zumindest in Bremen, wo 1673 das erste Kaffeehaus eröffnete.
Die Verbreitung des Kaffees
Nachdem die Araber die Kaffeebohne im Mittelalter aus Äthiopien mit auf ihre Halbinsel genommen hatten, entwickelten sie dort die bis heute bekannte „Arabica“-Sorte, die heute noch in Äthopien, sowie in einigen anderen afrikanischen Ländern und in Süd- und Mittelamerika angebaut wird.
Die zweite bekannte Kaffeesorte – die „Robusta“ – wurde erst im 19.Jahrhundert im westlichen Afrika entdeckt und wird dort heute noch angebaut. Weitere „Robusta“-produzierende Länder sind u.a. Vietnam. Thailand und Sri Lanka, sowie die Tropeninsel Madagaskar. In vielen weiteren Ländern werden auch beide Kaffeesorten angebaut. Die Bezeichnung „Java-Kaffee“ ist den Holländern zu verdanken, die im 17.Jahrhundert Arabica-Pflanzen in ihre asiatische Kolonia Java (dem heutigen Indonesien) verschifften um sie dort in großem Stil anzubauen. Bei den heute angebotenen Java-Sorten handelt es sich also um Arabica.
Ersatzkaffee
Kaffee war viele Jahrhunderte ein rares Gut – viele konnten sich die teuren importierten Bohnen nicht leisten oder bekamen sie von den Oberen ganz einfach verboten – so wie in Preußen, wo Friedrich der Große 1766 die private Einfuhr von Kaffee unter Strafe stellte. Prompt blühte der Schmuggel, doch findige Köpfe entwickelten zugleich eine Alternative: Sie nutzen die Wurzel der Zichorie um ein kaffeeähnliches Getränk zu entwickeln, das als Zichorienkaffee bis heute existiert. Besonders beliebt ist der sogenannte Caro-Kaffee aus Zichorie, Gerste, Malz und Roggen, aber auch reiner Malzkaffee wird heute noch getrunken. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff „Bohnenkaffee“ um den echten Kaffee aus der Kaffeebohne von seinen „falschen“ Geschwistern aus Getreide zu unterscheiden.
Kaffeegenuss heute
Ein Blick auf die Angebote der heutigen Kaffeehersteller genügt, um zu sehen, wie vielfältig Kaffee heute geworden ist.
Besonders auf die verschiedenen Röstungsmethoden wird heute viel Wert gelegt. So gilt die „klassische Röstung“ als aromatischer als die heute übliche „Turboröstung“ bei der schnell geht um kostengünstig zu rösten. Von der Röstdauer hängt auch die Intensität des Geschmacks ab: So gilt die italienische Röstung (auch Espresso-Röstung) genannt, als besonders kräftig, übertroffen nur noch von der spanischen Röstung. Eher schwach ist dagegen die „amerikanische Röstung“, die den Geschmack in einschlägigen amerikanischen Kaffeehaus-Ketten erklärt. Die Wiener Röstung liegt einen Stärkegrad darüber.
Während im Orient bis heute starker Mokka am weitesten verbreitet ist und die Italiener ihren Espresso lieben, verdünnen andere Völker ihren Kaffee am liebsten mit Milch. Der „Cafe Latte“ ist daher nichts neues: In Italien wird Kaffee seit jeher mit Milch und Milchschaum angerührt und Cappuccino genannt, woanders gibt es „Café Crème“, „Café con leche“ oder einen „Verlängerten“.
Hipster und Yuppies müssen jetzt ganz stark sein: Der heute so trendy Latte Macchiato wurde in Italien übrigens als Kindergetränk erfunden: Weil sie keinen starken Kaffee trinken sollten, wurde den Kindern einfach ein Schuss Espresso in die warme Milch gekippt.